Bewältigung Corona-Krise

Bewältigung Corona-Krise 10. November 2022

Votum zum Evaluationsbericht der Covid-19-Pandemiebewältigung im Kanton Thurgau – Kapitel 5 «Kommunikation»

Sehr geehrte Frau Präsidentin, geschätzte Damen und Herren des Regierungsrates, werte Kolleginnen und Kollegen,

eine Vorbemerkung und ein Votum zum Thema «Kommunikation».

Meine Vorbemerkung: Es gibt einen ursus, von dem mir Legenden aus früheren Zeiten des Grossen Rates erzählen, er könne brüllen wie ein Bär. Spätestens seit der Coronakrise wissen wir, dass dieser ursus auch kämpfen kann wie ein Bär, um einen Thurgau möglichst weise durch eine Krise zu führen. Zum Heiligen Martin wollen wir dich deshalb nicht gleich ernennen. Es geht mir nicht um eine inhaltliche Bewertung. Aber die grundsätzliche Wertschätzung gilt den Mitarbeitern der verschiedenen Stellen, den stillen und leisen Schaffern im Hintergrund. Sie gehört aber insbesondere auch dir, geehrter Herr Regierungsrat Urs Martin. Danke für deine Einsatzbereitschaft, das in die Waagschale legen von Kreativität, Beziehungen, Zeit und Kraft. Richte den Dank auch Ifgenia und deinen zwei Kindern mit. Danke!

Mein Votum zur Kommunikation: Sowohl unter 5.6 «Kommunikation» wie auch bei den Quick Wins der Kommunikationsstrategie ist von der «one voice» - Kommunikationsstrategie gesprochen. Das ist nachvollziehbar. Eine professionelle Kommunikation mit widerspruchsfreien Inhalten hilft. Es kann Vertrauen schaffen, wenn jeder mit der gleichen Stimme, den gleichen Inhalten und Aussagen gegenüber der Presse spricht. Wenn allerdings das «one voice» in Kombination mit möglichst klarer Führung beschönigend oder dramatisierend wirkt, so reisst das Gräben auf in der Gesellschaft oder werden die Gräben verstärkt. Ab dem Moment, in dem ich den Eindruck habe, dass mich eine «one voice» in eine bestimmte Richtung lenken will, werden Widerstandskräfte mobilisiert und gestärkt.
Die Pandemie hat unerwartet viele bisher unbekannte Entwicklungen mit sich gebracht. Die Vorredner haben genügend Beispiele gebracht. One voice kann helfen. Bitte denken wir aber daran: Ich kann, darf und soll in einer one-voice-Strategie während einer sich über Monate hinziehenden Krise auch offen und bescheiden zu Zweifeln stehen.

In diesem Zusammenhang ist es wünschenswert, dass sich das «one face», das Gesicht der Krise nicht primär als Führungsperson versteht, die den Tarif durchgibt, sondern vielmehr als Moderator, der Fragen ernst nimmt und in den Raum stellt, dem es auch gelingt, die verschiedenen Positionen aufzuzeigen. Es wäre durchaus möglich, mündlich verkürzte und vereinfachte Botschaften zu verkünden – konsequent auf verfügbare Hintergründe hinweisend, die einen Einblick geben in komplexe Hochrechnungen basierend auf Schätzungen, Vermutungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Es bewegt, wenn mir eine Schulleiterin berichtet, sie hätte Entscheide vertreten müssen, die sie selber nicht oder nur bedingt nachvollziehen konnte. 

Vordergründig wirkt das einerseits als strenger und mühsamer Weg. Gleichzeitig kann der Eindruck entstehen, man gebe sich eine unnötige Schwäche. Wenn aber dadurch Vertrauen geschaffen wird. Wenn es in der Konsequenz einfacher wird, dass sich verschiedene Parteien treffen, weil sie sich in der Diskussion zumindest ansatzweise widerfinden, wenn miteinander gesprochen wird, anstatt in den Social media einander die Argumente um den Kopf zu schlagen, wenn es einige "bedenkliche, hoch emotionale, kräfteraubende" Begegnungen weniger gibt, wenn die harten Grabenkämpfe etwas milder ausfallen, so haben wir viel gewonnen.

Eine moderierende «one Voice» die nicht versucht zu verheimlichen, die offen zu Grenzen steht, die demütig eingesteht, dass der Mensch die Weisheit nicht immer mit Löffeln gefressen hat, das wäre echt toll!

Besten Dank für die Aufmerksamkeit 

Christian Stricker
Kantonsrat EVP

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