Biodiversitätsstrategie

Biodiversitätsstrategie 20. März 2024

Sehr geehrter Herr Präsident,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen,
werte Damen und Herren des Regierungsrates,

Besten Dank für die umfassende, nach vorne ziehende Biodiversitäts-Strategie und den Massnahmenplan Biodiversität 2023 – 2028. Die Umsetzung dieser Strategie wird für uns und insbesondere unsere Nachkommen von enormer Bedeutung ist. Ernährungssicherheit, psychische Gesundheit und Standortattraktivität hängen direkt zusammen mit diesem sensiblen Bereich. Der Verbund aller Kräfte wird entscheidend sein, damit die fortschreitende Vernichtung von Leben zumindest gebremst werden kann.  

Je länger je mehr bewegt in Zusammenhang  mit dieser Strategie ein gewaltiger Spagat: Auf der einen Seite wird mit klaren Worten der Handlungsbedarf sichtbar gemacht: «nicht so weitermachen wie bisher»; «Biodiversitätsverlaust eines der grössten Weltrisiken», «der Thurgau verliert weiterhin Naturkapital», «Bereitstellung von Bestäubung und Wasserrückhalt ist langfristig nicht mehr gewährleistet…» (vgl. 1. Ausgangslage)

Als Zielbild sieht der Regierungsrat gemäss der Strategie Thurgau 2040 eine «prägende, einzigartig intakte sanfte Landschaft und Natur» als einen wichtigen Erfolgsfaktor für den Kanton.

Trotzdem stellt sich die Frage: Wird es gelingen, der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie die genügend hohe Priorität zu geben. Der Härtetest wird in den nächsten Jahren kommen.

Denn auf der anderen Seite ist ein offensichtlicher, gefährdeter Finanzbedarf. So heisst es in der Botschaft des Regierungsrates in Zusammenhang mit den finanziellen Folgen: «Die zusätzlich ausgelösten Bundesmittel lassen sich nur sehr grob abschätzen und hängen auch von der Finanzlage des Bundes ab.» Die Finanzlage des Bundes ist nicht gut. Und die des Kantons auch nicht… das Verschwinden einzelner Arten und Lebensräume verläuft aber unsichtbar, geräusch- und geruchlos. Der Biodiversitätsverlust ist eine schleichende Krise. Umso entscheidender ist es, dass an den zusätzlichen 6 Stellen und den wiederkehrenden 7.5Millionen / Jahr festgehalten wird.

Was gilt es ergänzend zu betonen?

  1. Wir sind bereits in der Umsetzung. Es wird bereits jetzt sichtbar, dass sich der Kanton bemüht, die mehrfach erwähnte Vorbildfunktion wahrzunehmen. Die detaillierten Dokumente mit der Strategie und dem Massnahmenplan machen sichtbar, dass sich unterschiedlichste Fachpersonen mit viel Leidenschaft und Knowhow einbrachten. Erfahrungsgemäss ist es etwas vom Motivierendsten, wenn mitverfolgt werden kann, wie ein Lebensraum neu zu pulsieren beginnt, sich Eidechsen ansiedeln, sie an Frühlingstagen wie diesen über die Steine huschen; wenn die Blüten- und Samenpracht je länger je reichhaltiger wird und Menschen in erreichbarer Umgebung regenerieren und auftanken können. Der grösste Erfolgsfaktor wird das um sich greifende Leben sein. Und das gilt sowohl für Siedlungsräume wie für die Landwirtschaft. Begeisterung ist etwas vom Ansteckendsten. Das stimmt zuversichtlich. Gleichzeitig wird es entscheidend sein, dass der Kanton kommunikative Wege findet, um diese Veränderungen und Optimierungen in einer attraktiven Art und Weise sichtbar zu machen.
  2. Als drittletztes Ziel wird im Handlungsfeld IV die Sensibilisierung der Bevölkerung aufgeführt. Eigentlich müsste das das erste Ziel sein. Denn wenn hier der Funken springt, so entwickelt sich eine Eigendynamik. Besten Dank, dass im Kapitel 2 in der Box 2 beim Punkt 15 aufgrund der Vernehmlassung die Lernräume ergänzt wurden. Das ist ein Wink für die Schulen, um ihre Verantwortung in diesem Bereich wahrzunehmen zugunsten der Generation von morgen. Es ist eine Massnahme, die zum Nulltarif kombiniert werden kann mit der Umsetzung vorhandener Lernziele der Schulen. Hoffentlich nimmt auch eine PH die Biodiversitäts-Strategie wahr und münzt sie um in Ausbildungs- und Weiterbildungs-Tools. 
    Weiter ist es motivierend, dass neu Projekte der Bevölkerung finanziell unterstützt werden. Hoffentlich wird hier das in Massnahme 24 definierte Ziel mit 10 unterstützten und erfolgreich durchgeführten Aktionen bereits in diesem Jahr erreicht.
  3. Die zusätzliche eingebrachte Leitidee «Der Kanton schafft Anreize für erfolgreiche Umsetzung der Biodiversitäts-Strategie» ist stimmig. Damit investiert der Kanton die Energie in jenen Prozentsatz der Bevölkerung, der vernetzt denkt, Zusammenhänge versteht und sich einbinden lässt für die Entwicklung der Zukunft. Das zieht nach vorne und macht viel mehr Sinn, als wenn mit kostspieligen Massnahmen versucht wird, eine beratungsresistente Bevölkerung umzuerziehen; auch wenn zum Beispiel tote Steingärten nach wie vor schmerzen.
  4. Sehr begrüssen wir es, dass als erste und dritte Massnahme «gesicherte und fachgerecht gepflegte Biotope» respektive das «Aufwerten der 100 Naturschutzgebiete» genannt wird. Die Konzentration der Kräfte zeigt sich auch in Zusammenhang mit den Vernetzungskorridoren, mit denen prioritär die Förderung der Biodiversität erreicht wird. Es ist nötig, dass im Bericht unter 3.2 darauf hingewiesen wird, dass in diesem Zusammenhang die Thur, die heute noch zu 70% naturfern und stark fragmentiert ist, eine zentrale Bedeutung für die ökologische Vernetzung im Kanton hat. Gerade durch die Konzentration auf solche Gebiete gibt es günstige Voraussetzungen, um an anderen Orten der Landwirtschaft, Erholung oder Wirtschaft prioritär Raum geben zu können.

Wunderschöne Arbeiten warten auf uns. Hoffentlich wird die Biodiversitätsstrategie als motivierende und inspirierende Quelle verstanden und umgesetzt.

Die Fraktion Die Mitte / EVP nimmt den Bericht zur Kenntnis.

Christian Stricker
Kantonsrat EVP 

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